Was mich an der Onlineberatung begeistert

"Was ich auf dem Herzen habe muss heraus, und darum schreibe ich" (Ludwig van Beethoven)

Bereits seit 2002 beschäftige ich mich mit den Möglichkeiten und Herausforderungen der Onlineberatung und computervermittelten Kommunikation und lerne stetig hinzu.


Was mich persönlich berührt ist, dass die schriftbasierte Onlineberatung enorme Chancen, insbesondere für die Personen bietet, die niemals über den herkömmlichen Weg in eine Beratungsstelle kommen würden. Sie brauchen den Schutz der Anonymität, um überhaupt Hilfe in Anspruch nehmen zu können. Besonders für Menschen mit angst- und schambesetzten Themen bietet die Onlineberatung die Möglichkeit, über das zu schreiben, was sie belastet.


Wirkmechanismen der Onlineberatung 

Wir wissen mittlerweile, dass die Wirkmechanismen der Onlineberatung vor allem das Schreiben selbst sowie die Verbindung aus Anonymität, Autonomie und Beziehung sind.

Ratsuchende entscheiden (in der Regel) selbst, wann sie schreiben, was sie schreiben, wie viel sie schreiben und wie lange. Diese Form der Autonomie ist ein ganz besonderes Merkmal der Onlineberatung und insofern bedeutsam, da Ratsuchenden durch diese Form der Hilfe ein hohes Maß an Mitgestaltungsmöglichkeiten zugestanden wird und die Autonomiebedürfnisse berücksichtigt werden.

So fördert die Onlineberatung insbesondere auch die Eigeninitiative der Ratsuchenden, d.h. sie melden sich in der Regel aus eigenem Antrieb und kommen nicht über Dritte.

Verschriftlichung fördert selbstreflexive Prozesse - 

"Wenn ich mich so schreiben sehe"

Fasziniert bin ich darüber hinaus über die vielfältigen methodischen Möglichkeiten und Einsatzbereiche, die die schriftbasierte Beratung bietet. Das Niederschreiben der eigenen Lebenssituation schafft oft eine erste Entlastung, und ermöglicht den Ratsuchenden, Zugang zur eigenen inneren Erlebniswelt zu bekommen.


Dies ist u.a. auch für das Themenfeld der sexualisierten Gewalt bedeutsam: 
Emotionen können sprachlich ausgedrückt und Geschehnisse nach außen gebracht werden, sodass Ratsuchende sich oftmals von den erlebten Gewalterfahrungen distanzieren können.

Die Verschriftlichung fördert darüber hinaus selbstreflexive Prozesse, und dies schafft für viele Ratsuchende Klarheit und vor allem eine enorme Entlastung sowie eine erhöhte Veränderungsbereitschaft.

Die Vielfalt der Beratungsformen

Doch nicht nur die schriftbasierte Onlineberatung bietet Potentiale, sondern der Blick auf weitere Onlineberatungsformate, deren Einsatz- und Kombinationsmöglichkeiten (auch online-und offline). 

Spannend sind für mich deshalb aktuell die Fragen nach der Wahl des Beratungsformates sowie die der Passung.  

Denn mit der Ausdifferenzierung der Kommunikationskanäle im Zuge der Digitalisierung muss sich auch die Onlineberatung weiterentwickeln.

Passgenaue- und Zielgruppenspezifische Beratungstools

Beratungsstellen müssen sich fragen, ob sie mit ihren bestehenden Beratungsformaten (noch) ihre Zielgruppe erreichen? Und ob die Ratsuchenden auch das Recht und die Möglichkeit haben, ihre Form des Ratsuchens (also ihren Kanal) zu wählen, so wie es Daniel Glattauer einst formulierte.

Denken wir an Jugendliche und junge Erwachsene. Diese leben vermehrt in virtuellen Welten, ihre Kommunikation findet zunehmend in virtuellen sozialen Räumen und häufig per Messenger statt. Jugendliche unterscheiden in der Regel nicht mehr zwischen online und offline. Es liegt also nahe,  ggf. auch Messengerberatung anzubieten.

Und auch die Corona-Pandemie zeigt, dass neben schriftbasierten Tools, insbesondere auch die Videoberatung eine gewinnbringende Form sein kann, bestehende Klient*innen gut zu betreuen.

Blended Counseling - die Zukunft der Beratung?

Es geht also nicht mehr ausschließlich um Anonymität, sondern um Flexibilität. 

Also wann ist welches (Online-)Beratungsformat für welche Person, mit welchem Anliegen und in welcher Phase sinnvoll und effektiv?

Und wie kann ich Online- und Offlinekommunikationskanäle sinnvoll miteinander verschränken, um in der Beratung etwas zu bewegen? Das heißt, an welcher Stelle im Beratungsprozess nutze ich welche Kanäle für welche Personen mit welchem Ziel? 

Blended Counseling, verstanden als Intervention, wird sicher ein Zukunftsmodell im Rahmen der (Online-)beratung sein.

Sich diesen Fragen zu widmen, ist für mich eine zukunftsweisende und spannende Aufgabe.

Und es wird deutlich, dass wir für die vielfältigen Kommunikationswege unterschiedliche Kompetenzen benötigen und unsere Methoden und Interventionen aus der face-to-face-Beratung nicht 1:1 auf die Onlineberatung übertragen können.

Wenn auch Sie sich diese oder ähnliche Fragen stellen 
und einen Einstieg in die Onlineberatung wünschen,
 dann begleite und berate ich Sie gerne - ich freue mich auf Sie!